Poetische Gebilde aus weißem Hanfpapier bewegen sich im Lufthauch wie Flügel gegen sinkendes Abendlicht. Als Metapher für den Traum von der Leichtigkeit des Seins erzählen sie bei der Verwandlung von der Fläche in den Raum die Entwicklung von der Pflanze über das Papier zur künstlerischen Installation in der Architektur. Hier geht es offensichtlich nicht nur um das materiell Vorhandene, sondern in gleicher Weise um den zwischen den Hanfpapieren liegenden Zwischenraum.

Wer Flachs säht, wird Kunst ernten – oder ich kannte sie schon als sie noch eine Pflanze war. An den Arbeiten von Wilhelm Morat lässt sich das Faszinosum erleben, wie etwas Zweidimensionales räumlich wird. Morat mahlt Flachs- und Hanffasern in seine Papiermühle und schöpft aus dem Papierfaserbrei seine Papiere. Beim Trockenprozess entstehen durch ein von ihm experimentell entwickeltes Verfahren faserpigmentierte Objekte im Spannungsverhältnis zwischen Trocknungsschrumpfung des Papiers und dem Widerstand der eingeschlossenen Drahtzeichnung.

Wilhelm Morat, 1954 in Titisee-Neustadt geboren, Studium von Deutsch und Kunst u.a. beim Bildhauer Erwin Wortelkamp in Freiburg. Seit 1981 freischaffender Papierkünstler mit Atelier und Papiermühle in Titisee-Neustadt. Rege Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland, zahlreiche Preise und Stipendien, Arbeiten in Museen und öffentlichen Sammlungen.

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